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"Sehitler
Köprüsü (Brücke der Märtyrer)" Als in der Nacht vom 15. zum 16. Juli 2016 Teile des türkischen Militärs einen angeblichen Putschversuch gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan unternahmen, wurde die strategisch wichtige Bosporus-Brücke in Istanbul zu einem Ort brutaler Auseinandersetzungen zwischen den Militärangehörigen und Unterstützern Erdogans. Der fanatisierte Mob behielt dabei die Oberhand und lynchte einige der Soldaten, die sich bereits ergeben hatten. Es stellte sich heraus, daß viele der sog. Putschisten einfache Wehrpflichtige waren, die nur befehlsgemäß Orte besetzten, die dann durch Erdogans Schlägertrupps überrannt wurden. Das AKP-Regime instrumentalisierte danach die getöteten Zivilisten und loyalen Polizisten als Märtyrer und benannte die Brücke dementsprechend um. Erdogan nutzte den Putsch zur Ausrufung eines immer wieder verlängerten Ausnahmezustands, in dessen Verlauf über 81.000 Personen aus dem Staatsdienst entlassen und 11 Abgeordnete sowie 1.400 Funktionäre der Oppositionspartei HDP inhaftiert wurden. Die Schuldigen für den Putschversuch wurden zudem nicht im Militär, sondern in der sog. Gülen-Bewegung ausgemacht. Damit wurden die Anhänger des Predigers Fethullah Gülen, der sich innerhalb des islamistischen Spektrums der Türkei vom Weggefährten Erdogans zum Rivalen entwickelt hatte, ausgeschaltet. Seit dem Putschversuch sitzen über 50.000 Verdächtige wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung in Untersuchungshaft, davon neben tausenden Polizisten, Soldaten und Richtern auch 167 Generäle und 23 Provinzgouverneure. In bitterer
Ironie wurde so durch einen vermutlich inszenierten Putsch das erste Mal
in der Geschichte der Türkischen Republik das Militär selbst
durch einen Putsch entmachtet bzw. gesäubert. Denn die Armee hatte
1960, 1971 und 1980 gegen die gewählten Regierungen geputscht und
noch 1997 Ministerpräsident Necmettin Erbakan von der islamistischen
Wohlfahrtspartei aus dem Amt vertrieben, den politischen Ziehvater von
Recep Tayyip Erdogan. Die gelynchten Soldaten, getöteten Zivilisten
und eingesperrten Verdächtigen des Juli 2016 sind daher nur weitere
Opfer eines jahrzehntelangen politischen Machtkampfes, der auf Menschenleben
keine Rücksicht nimmt. "Sehitler
Köprüsü / Bridge of the martyrs" When parts of the Turkish military attempted an alleged coup against President Recep Tayy- ip Erdo?an on the night of July 15-16, 2016, the strategically important Bosphorus Bridge in Istanbul became a place of brutal clashes between the military and Erdo?an's supporters. The fanatical mob got the upper hand and lynched some of the soldiers who had already surren- dered. It turned out that many of the so-called putschists were simple conscripts who only occupied places according to orders, which were then overrun by Erdo?an's thugs. The
AKP regime then instrumentalized the killed "civilians" and
loyal police officers as "mar- tyrs" and renamed the bridge
accordingly. Erdo?an used the "coup" to proclaim a state of
emergency, which was prolonged again and again, in the course of which
over 81,000 people were dismissed from the civil service and 11 MPs and
1,400 functionaries of the opposition party HDP were imprisoned. |